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Kommentar NordkoreaBaby Kim hat das Spiel verstanden

Felix Lee
Kommentar von Felix Lee

Unberechenbarkeit ist das einzige politische Kapital Nordkoreas – denn einen Krieg kann das Land nur verlieren.

J etzt scheint Nordkoreas Diktator Kim Jong Un völlig durchzudrehen. Das seit den 1950er Jahren geltende Waffenstillstandsabkommen mit Südkorea hat er vor einigen Wochen aufgekündigt. Am Wochenende hat das Regime in Pjöngjang auch den Kriegszustand erklärt. Und wiederholt droht Kim den USA mit dem nuklearen Erstschlag – ausgerechnet der am stärksten hochgerüsteten Macht dieses Planeten.

Was hat der junge Kim vor? Glaubt er wirklich, einen Krieg gegen die bis an die Zähne bewaffnete US Army mit all ihren Drohnen, Tarnflugzeugen und Interkontinentalraketen gewinnen zu können? All diese Waffen stehen Nordkorea nicht zur Verfügung.

Aber zunächst einmal: Solche Töne gehören zum üblichen Repertoire der Propaganda in Pjöngjang. Schon nach dem ersten Atomtest des Landes vor sieben Jahren hatte der damalige Diktator Kim Jong Il mit einem nuklearen Erstschlag gedroht. Auch damals war nichts passiert – genauso wie Dutzende von Malen, als die Verlautbarungen des Nordens wahlweise Südkorea, Japan oder den USA die totale Vernichtung in Aussicht gestellt hatten.

Bild: taz
Felix Lee

ist China-Korrespondent der taz.

Dem jungen Kim ist wie weiland seinem Vater bewusst, dass das Regime einen regelrechten Krieg gegen die Vereinigten Staaten nicht überstehen würde. Und doch erfolgt die krasse Drohung aus einem klaren Kalkül heraus: Sie lässt sein schwaches Land bedrohlich wirken.

Im Inland kann er damit punkten, den zu Feinden stilisierten Amerikanern und Südkoreanern Paroli zu bieten. Nach außen hält er ein Bild von Unberechenbarkeit aufrecht, das ihm Verhandlungsspielraum gibt. Nordkorea bleibt unkalkulierbar. Zu einzelnen Militärschlägen in der Grenzregion von Südkorea wie zuletzt 2010 könnte es durchaus kommen. Zu viel mehr aber nicht.

Schon bald wird es wieder so aussehen, dass die Nachbarländer und die Weltmächte froh sind, wenn Pjöngjang wieder mit sich reden lässt und an den Verhandlungstisch zurückkehrt. Dafür werden die USA, Japan, Südkorea und China Zugeständnisse machen: Öllieferungen etwa, Lebensmittellieferungen oder die Lockerung der erst jüngst verschärften Sanktionen. Dann hat sich das Spiel mit dem atomaren Feuer wie einst für Papa auch für den Sohnemann gelohnt.

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Felix Lee
Wirtschaft & Umwelt
war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.
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8 Kommentare

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  • A
    anke

    Das Spiel heißt Poker, richtig?

     

    Beim Pokern "setzen die Spieler ohne Wissen um das (genaue) Blatt des Gegners einen unterschiedlich hohen und mehr oder weniger wertvollen Einsatz (...) auf die Gewinnchancen der eigenen Hand" (Wikipedia). Vorläufer sind das deutsche Poch, das französische Poque, das spanische Primero und das italienische Prime. Poker wurde erst um 1830 von Europa in die USA exportiert, wo es sich in den 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts vom reinen Glücks- zum angeblichen Strategiespiel gewandelt hat.

     

    Inzwischen scheint die Mär vom "salonfähigen" Turnierspiel auch im weitgehend abgeschotteten Nordkorea eingetroffen zu sein. Man kann nur hoffen, dass die "handgreiflichen Auseinandersetzungen aufgrund von Betrügereien", die besonders im 19. Jahrhundert wie selbstverständlich dazugehört haben zum "Event", diesmal ausbleiben – und natürlich, dass Felix Lee sich nicht gründlich irrt mit seiner "Diagnose".

  • S
    Seufzer

    @Bastler4711:

     

    Gähn. Sozialismus und Sozialismus-Bashen sind sowas von gestern und ... hm ... irgendwie auch unreif. Lieber mit der Gegenwart hier und jetzt beschäftigen.

  • RB
    Rainer B.

    Es dürften ausschließlich innenpolitische Gründe sein, die Kim zu diesen Drohgebährden treiben. Das Land ist schwächer denn je und wenn dies im Bewußtsein des Volkes ankommen sollte, wären Kim's Tage gezählt. Also macht er einen auf starken Mann. Das ist ebenso verständlich, wie gefährlich. Der Krieg kennt heute nur noch Verlierer. Wenn die Amerikaner bei der nächsten Grenzverletzung der Nordkoreaner eingreifen, wird das eine Sache von maximal drei Tagen sein. Im Interesse der Amerikaner dürfte das aber auch nicht sein, denn Freunde macht man sich so nicht.

  • I
    ironimus

    Hallo @Bastler ...- wer hat Ihnen denn die Ostereier ins Hirn gelegt ?

    Man darf vermuten , dass Sie die Diktatur in China garnicht mal so übel finden , wie ? Übrigens : die "freie Marktwirtschaft" hat sich in Deutschland (und anderswo) schon mal bestens mit Diktatur vertragen .

    Und Nordkorea ist so sozialistisch wie die Nazis Sozialisten waren .

    Also keine Panik , Bastler , ... die "Sozialisten" in diesem unseren Lande wollen Ihnen nicht Ihr Häuschen wegnehmen !

  • B
    Bastler4711

    Am Beispiel Nordkoreas kann man exemplarisch das sozialistische Siechtum bestaunen. So schaut's halt aus, wenn alle gerechtigkeitslücken gemütlich gefüllt sind. Am Ende reicht's dann nicht mal mehr für Politschmarotzer und Spitzenbeamte. Wie die Wegelagerer, wie die Sozialisten halt!

  • H
    hto

    "denn einen Krieg kann das Land nur verlieren."

     

    - selbst der schwächste Hund wird mit Beissen versuchen sich zu behaupten, wenn man ihn nur weit genug in die Ecke getrieben hat!

     

    Das Sanktionieren der westlichen Welt- und "Werteordnung" im "Recht des Stärkeren" des nun "freiheitlichen" Wettbewerbs um ... muß aufhören, denn das ist mehr als nur falsch - "Baby Kim hat das Spiel verstanden"!?

  • S
    sarko

    Dass in dem Land gehungert wird ist reine Lüge ! Siehe Baby Kim !

  • T
    tdt

    Gääähhn ...